Zum Hauptmenü springen
Zum Inhalt springen
Zur Suche springen
Zum Untermenü springen
Zum Metamenü springen
Sie sind hier: W&KZeitgenössische Kunst und KulturproduktionVermittlungSymposienKritische kulturelle Produktion und künstlerisches Intervenieren
Untermenü: Suche: Metamenü:
Schrift verkleinernNormale SchriftgrößeSchrift vergrößernSeite ausdrucken
Hauptmenü: Inhalt:

Zwischen den Nähten - Intervenieren nach Strich & Faden

1. Teil der Reihe "Kritische kulturelle Produktion und künstlerisches Intervenieren"

Workshop mit Stephanie Müller
8. März 2016, 9:00-12:00, Atelier


Ein sprechender Rock, Schwachstellen zum Kuscheln, Bilder zum Anziehen und eine Mütze für eine Laterne: die Münchner Textilkünstlerin und Sozialwissenschaftlerin Stephanie Müller lud am Dienstag, den 8. März in die Welt subversiver Mode- und Handarbeitsprojekte ein. Gezeigt wurde, wie textile Strategien genutzt werden können, um ernsthafte Themen sensibel und mit Humor greifbar zu machen. Stephanie Müller gab dabei Einblick in eine Reihe von Vermittlungsaktionen aus dem schulischen, sozialen und künstlerischen Kontext. Vorgestellt wurden Projekte wie das „Temporäre Büro für Irrelevante Zeichen", die „Thread Therapy" oder „Kommando Agnes Richter". Die Studierenden waren eingeladen, eigene textile Botschaften und erste Ideenskizzen für die eigene Vermittlungsarbeit zu entwickeln. Eine kleine Auswahl an Recycling-Materialien stand beim Experimentieren zur Verfügung. Im Vordergrund stand das gemeinsame Erforschen und der Austausch miteinander.


In einer gemütlichen Leseecke erhielten die TeilnehmerInnen Anregungen zu aktuellen theoretischen Diskursen rund um den kritischen Umgang mit Mode und Handarbeit.

 

Bei Stephanie Müller treffen Bildende Kunst, Performance, Experimentalmusik und Sozialwissenschaften aufeinander. Auf das Studium der Kommunikationswissenschaft, Soziologie und Psychologie an der LMU München, folgte ein Aufbaustudium an der AdBK. In künstlerischen Projekten, Fachaufsätzen und Lehraufträgen setzt sie sich mit kommunikativen Prozessen auseinander, dem darin immanenten Ringen um Verständnis und dem Aufbrechen sozialer Normen und Barrieren. Neben eigenen Arbeiten setzt Müller auch auf den Austausch im Kollektiv. Mit Laura Melis Theis (Oxford) arbeitet Stephanie Müller seit 2006 zusammen. Gemeinsam haben die beiden das experimentelle Musikprojekt „beißpony" gegründet. Stephanie Müller entwickelt Klang-Samples für singende Nähmaschinen und Soundapparaturen, die live zum Einsatz kommen. Mit Klaus Erich Dietl konzipiert sie das Artwork. Im künstlerischen Austausch mit ihm ist in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von bildnerischen und angewandten Arbeiten entstanden.
Neben ihren künstlerischen Projekten ist Stephanie Müller auch im universitären Bereich aktiv, u.a. in Zusammenarbeit mit: Goethe Universität Frankfurt a. Main, Mozarteum und Universität Salzburg, HfK Bremen, LMU München, AdBK München, Universität für Angewandte Kunst Wien, Universität Passau.

 

Kritische kulturelle Produktion und künstlerisches Intervenieren: Projekte

Dienstag, 15.3.2016, 9:00 - 12:00, Atelier, Schwerpunkt Wissenschaft & Kunst

 

Der Begriff der künstlerischen Intervention wird im Feld der bildenden Kunst vorwiegend in Verbindung mit sozialen und politischen Anliegen und einem kulturellen Aktivismus verwendet. Künstlerische Interventionen werden zumeist als temporär, situations- und kontextabhängig und als impulsgebende Eingriffe in den gesellschaftlichen Status Quo, in soziale und politische Verhältnisse und marktorientierte Konsummechanismen gefasst, die darauf abzielen, diese Verhältnisse umzugestalten, Reflexion und Diskurs anzuregen und die Öffentlichkeit aktiv zu beteiligen.

 

In der Veranstaltung präsentierten drei Gäste aus unterschiedlichen Kontexten und Regionen Projekte, die auf vielfältige Weise Strategien des künstlerischen Intervenierens im Kontext kritischer kultureller Produktion - im Sinne eines aktiven Mitgestaltens von gesellschaftlichen Gruppen - einsetzen. Wir diskutierten Fragen wie: Was macht interventionistische künstlerische Praktiken aus? Was bedeutet künstlerisches und kulturelles Intervenieren im Rahmen eines Projektes? Wer ist involviert und kann teilhaben? Wie werden künstlerische Interventionen der Öffentlichkeit vermittelt bzw. wie kann sich diese daran aktiv teilhaben? Welche Themen werden thematisiert? Worin wird interveniert und warum? Wie können künstlerische Interventionen neue Perspektiven auf Gesellschaft und Kunst eröffnen? Und auch: Was können sie nicht leisten? Worin liegen die Herausforderungen und Ambivalenzen?

Foto: Evan Ruetsch
Foto: Natela Grigalashvili
Foto: Dagmar Reichert
Foto: neue Dringlichkeit

Präsentationen und Biographien

Marcel Bleuler (Schweiz): Prozessoffenheit und Unbehagen - Das „Tskaltubo Lab for Urgent Questions" (Georgien) des Kollektivs neue Dringlichkeit


Das „Tskaltubo Lab for Urgent Questions" ist ein kollektiv betriebener Raum in einem leer stehenden Shopping-Center in Tskaltubo, einem ehemals prunkvollen Thermalkurort in Westgeorgien, wo neben alteingesessenen Familien seit den 1990er-Jahren etwa 4.500 Flüchtlinge aus Abchasien behelfsmässig untergebracht sind. Das „Lab" geht auf die Initiative von Mitgliedern des Kollektivs neue Dringlichkeit zurück, die 2013 für einen Austausch mit jungen Bewohner/innen einige Zeit in Tskaltubo verbrachten. Im Rahmen von ungezwungenen Treffen diskutierten sie Themen und „Dringlichkeiten", die sich für die Künstler/innen aus der Schweiz und die jungen Leute in Georgien stellten. Auf diesen Austausch folgte die Aktion: Gemeinsam transformierten sie einen leerstehenden Raum zu einem Zentrum, das zugleich Jugendtreffpunkt, Ausstellungsraum und Atelier für künstlerische Produktion ist. Das Lab bietet seit 2014 einen offenen Rahmen, um kulturelle Bedürfnisse umzusetzen, und kann als Freiraum im ansonsten restriktiven Dorfleben eingenommen werden. In meiner Präsentation will ich die Kollektivität und Prozessoffenheit des Labs als Potential herausarbeiten, und zugleich ein Unbehagen thematisieren, das sich aus dem Umstand ergibt, dass hier externe Kunstschaffende in ein bestehendes soziales Gefüge intervenieren und mit ganz anderen Voraussetzungen als ihre Kollaborateur/innen arbeiten. ( nd-blog.org/tskaltubo-lab-for-urgent-questions/)

 

neue Dringlichkeit ist ein paradoxes Kunst- und Performance-Kollektiv aus Zürich. Mit ihren Arbeiten hinterfragen und verrücken sie Grenzen zwischen Kunst, Politik und Leben.


Marcel Bleuler ist Kunstwissenschaftler aus Zürich und derzeit Gastforscher am Kooperationsschwerpunkt W&K. Er studierte Kunstgeschichte und bildende Kunst und promovierte 2013 mit Schwerpunkt in Performance- und Media-Studies an der Universität Bern, wo er von 2009 bis 2014 auch als wissenschaftlicher Assistent tätig war. Marcel war Fellow am Carpenter Center for the Visual Arts der Harvard University, und mehrfach Lehrbeauftragter an der Universität Zürich und der Zürcher Hochschule der Künste. Seit 2013 arbeitet er mit der privaten Stiftung artasfoundation zusammen, die Kunstprojekte in Konfliktregionen initiiert und auch das „Tskaltubo Lab for Urgent Questions" unterstützt. Parallel zu seiner Projektarbeit in Georgien arbeitet er an einem Postdoc-Projekt über internationale künstlerische Kollaborationen in fragilen Kontexten.

 

Alle Fotos: IBKdysUtopia

Maria Walcher (Innsbruck): IBK Dys U Topia: Auf den Spuren einer Stadt

Projektleitung und Konzept: Maria Walcher, Wolfgang Nöckler, Katharina Schwärzer

 

Im Projekt „IBK Dys U Topia" wurden mit jungen Kreativen neue künstlerische Strategien erprobt, um den Stadtraum Innsbruck kritisch zu hinterfragen, für sich zu beanspruchen und die Sicht der jungen BewohnerInnen auf die Stadt durch diverse Interventionen an die Öffentlichkeit zu bringen.
In einem intensiven dreiteiligen Workshop im Sommer 2014 wurde mit einer Gruppe von jungen Leuten der öffentliche Raum als künstlerischer Schaffensraum erforscht. Ausgehend vom Thema Utopia/Dystopia setzten sich die Teilnehmerinnen mit Innsbruck auseinander und gingen den Fragen nach, was im Stadtraum als „Utopia", als eine in ihrer Vorstellung ideale Welt, und was, im Gegensatz dazu, als „Dystopia" ein negativ konnotierter Ort, empfunden wird. Aus den daraus hervorgehenden Themen entwickelten die TeilnehmerInnen eigene künstlerische Arbeiten im öffentlichen Raum.
Abschließend wurde das gesamte Projekt und die einzelnen künstlerischen Positionen in Form einer Ausstellung in der Kulturbackstube Bäckerei präsentiert. www.tki.at/tki-open/archiv/2014/ueberblick-projekte/ibk-dys-u-topia.html

 

Maria Walcher, 1984 in Brixen (IT) geboren, hat im MFA: Public Art and New Artistic Strategies an der Bauhaus-Universität Weimar studiert sowie an der Universität für angewandte Kunst Wien. Sie hat derzeit ihr Atelier im Künstlerhaus Büchsenhausen in Innsbruck. In ihrer künstlerischen Arbeit greift Maria Walcher häufig ortspezifische und sozial-politische Themen auf. Dabei spielen internationale und transdisziplinäre Kollaborationen, sowie Interaktionen und Interventionen im öffentlichen Raum eine wichtige Rolle. Die Wahl des Mediums - Intervention im öffentlichen Raum, Installation, Performance, Objekt, Video ... - wird vom Thema, dem Ort, den Menschen und der jeweiligen Situation beeinflusst.

www.mariawalcher.com

 

Wolfgang Nöckler lebt in Innsbruck und arbeitet mit der Stimme und dem Wort, dem Laut und dem Ton. Als Autor ist er vielen Textformen gegenüber offen, betreibt in Bozen den ersten regelmäßig stattfindenden Poetry-Slam Südtirols sowie die erste Lesebühne. Sowohl als Literat als auch als Musiker ist er häufig auf der Bühne anzutreffen. Die Übergänge sind fließend, die Ausdrucksform oft dem Inhalt geschuldet. Einerseits durch sein Studium (Mag. der Psychologie), andererseits durch Poetry Slam-Workshops sowie solchen zu experimenteller Poesie mit jungen Menschen sowie der Arbeit als Assistent von Menschen mit Behinderung hat Wolfgang Nöckler vielseitige pädagogische Erfahrung. www.facebook.com/wolfgang.noeckler.literatur/

 

Katharina Schwärzer beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit der Verbindung von Körper in Raum, Zeit, Kraft und Form. Sie nutzt den Körper als Ausdrucksmittel und kombiniert in ihren künstlerischen Projekten vorwiegend Live-Bodyperformance mit Video/Visuals. Aus der rhythmisch- musikalischen Pädagogik kommend, hat sie bereits zahlreiche Kurse im In- und Ausland geleitet. Derzeit arbeitet sie u.a. als Musik- und Bewegungspädagogin an der Bundesanstalt für Kindergartenpädagogik und als Choreographin an der MusicalSchool Bozen (Südtirol). Nach einer dreijährigen Weiterbildung in Berlin bringt sie ein breites Wissen aus den Bereichen Performancekunst, zeitgenössischer Tanz und Ausdruckstanz (Butoh) mit. Sie ist Mitglied des KünstlerKollektivs „77stolenfish". In ihrer Arbeit mit den Jugendlichen beschäftigt sie sich hauptsächlich mit bewusster Körperarbeit, Ausdruckskraft und Präsenz im Moment.

www.katharinaschwaerzer.com

 

 

Foto: Johanna Richter
Foto: Johanna Richter
Foto: eSeL.at

Elke Rauth: »Do It Together« Das urbanize! Festival als Labor für solidarische Praxis (Wien)

Das urbanize! Festival 2015 »Do It Together« widmete sich der Erkundung von Perspektiven auf eine städtische Gesellschaft, die sich nach dem Prinzip der Kooperation organisiert, statt des derzeit allgegenwärtigen Konkurrenzgedankens. Workshops, Stadterkundungen, Vorträge und Diskussionen, Filme und künstlerische Interventionen erforschten eine in vielen Städten aufblühende Praxis, geprägt von Zusammenarbeit, Selbstermächtigung und dem Wunsch nach gesellschaftlichem Wandel. Die urbanize! Festivalzentrale in einem leerstehenden K.u.K.-Finanzgebäude wurde dabei ungeplant zum 1:1 Versuchsfeld für solidarische Praxis: Sie beherbergte nicht nur das Festival-Labor »Cooperative Playground«, sondern diente auch einer Vielzahl an geflüchteten Menschen als Notunterkunft und eröffnete damit für alle Beteiligten eine Reihe an neuen Fragen und Handlungsfeldern.

http://urbanize.at/2015

 

Links:
http://urbanize.at

http://derive.at

http://taz.de/Fluechtlingshilfe-bei-Wiener-Festival/!5243794/

 

Elke Rauth, *1968, lebt und arbeitet in Wien. Leiterin und Co-Kuratorin urbanize! Int. Festival für urbane Erkundungen, Redaktionsmitglied dérive - Zeitschrift für Stadtforschung und Radio dérive, Obfrau dérive - Verein für Stadtforschung. Freie Kulturarbeit in nationalen und internationalen Projekten seit 1991, Publikations-, Vortrags- und Beiratstätigkeiten. Studium Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Film- und Medienwissenschaften. Postgraduate Kulturmanagement.

 

Eine Veranstaltungsreihe im Rahmen des Sparkling-Science-Projektes "Making Art - Taking Part!".