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In sichtbare und unsichtbare Ordnungen eingreifen

Strategien des künstlerischen, kulturellen und medialen Intervenierens mit Fokus auf Salzburg

Workshops mit Künstler*innen und Wissenschafter*innen
21. März 2018 und 25. April 2018
jeweils 9.00-16.00 Uhr

 

Konzept: Elke Zobl, Elke Smodics, Elisabeth Klaus
Organisation: Elke Zobl, Persson Perry Baumgartinger, Roswitha Gabriel

 

Wie können wir künstlerisch, kulturell und über Medien in sichtbare und unsichtbare Regeln und Normen eingreifen? Wie kann die aktuelle Situation von Kunst, Politik und Wirtschaft hinterfragt werden? Diese Fragen begleiten uns über die zwei Tage, in verschiedenen Workshops suchen wir nach Antworten. Damit wollen wir neue Perspektiven auf unsere Gesellschaft eröffnen und Gegenbewegungen entstehen lassen.

 

Eine Intervention ist ein Eingriff in gesellschaftliche Regeln und Normen, die diskriminieren und manche Menschen und ihre Anliegen unsichtbar machen. Interventionen sollen stören und widersprechen, sie regen zum Nachdenken an und fordern eine aktive Beteiligung in der Öffentlichkeit. Interventionen beschäftigen sich oft mit nicht sichtbaren Orten, vergessenen Ordnungen oder mit verdrängten Geschichten. Sie schaffen einen Raum für alternative Identitäten und entwickeln aktuelle Gegenbilder. Somit können sie soziale und politische Veränderungen in Gang setzen.

 

In den Workshops beschäftigen wir uns besonders mit antidiskriminierenden und feministischen Perspektiven. Wir wollen bestehende Machtverhältnisse, diskriminierende Strukturen und soziale Ungleichheiten benennen und kritisch reflektieren. Wir gehen von künstlerischen und kulturellen Projekten aus, die in gesellschaftliche Normen eingreifen und dabei kritisch bzw. selbstkritisch sind. Wir stellen uns Fragen wie: Welche Eingriffe gibt es schon in Kunst und Politik? Wie kann Gewohntes und Gelerntes verändert werden? Wie können wir neue Handlungsräume eröffnen? Wie nimmt die Zivilgesellschaft daran aktiv teil? Und: Wie können wir damit in die sichtbaren und unsichtbaren Ordnungen Salzburgs eingreifen? Was für Gegenstrategien sind möglich?

 

Verschiedene Wissenschafter*innen, Künstler*innen und Kunst- und Kulturvermittler*innen stellen ihre Arbeiten vor und diskutieren ihre künstlerischen Strategien. Mit den Teilnehmenden erarbeiten sie dann eigene Ideen für Interventionen in Salzburg: Dabei wird mit Mitteln wie Fotografien oder performativen Stadtrundgängen gearbeitet.

 

In Kooperation mit der Abteilung Kommunikationstheorien und Öffentlichkeiten am Fachbereich Kommunikationswissenschaften, Universität Salzburg und dem Thomas Bernhard Institut, Department für Schauspiel und Regie der Universität Mozarteum Salzburg
sowie dem Frauenbüro der Stadt Salzburg und gendup

Im Andenken an Teresa Lugstein, Mädchenbeauftragte des Landes Salzburg und langjährige Kooperationspartnerin.

Erarbeitet im Kontext des Projektes „Kulturelle Teilhabe in Salzburg", gefördert vom Land Salzburg.


 

Programm

Workshoptag 1: Intervenieren in gesellschaftliche Verhältnisse

21.3. 9.00-16.00 Uhr


09:00-09:45 Elke Smodics und Elke Zobl: Begrüßung und Einführung zum Thema
09:45-10:45 Sonja Prlić, Petja Dimitrova und Tomash Schoiswohl: Vorstellung der Workshop-Leiter*innen und ihrer Arbeiten
10:45-11:00 Pause
11:00-12:00 Workshops:
Workshop 1: Sonja Prlić: Füttere den Troll und lass ihn platzen! Wie Medienkunst auf Hate-Speech reagieren kann - witzig, feministisch, subversiv
Workshop 2: Petja Dimitrova: Praktische Interventionen aus der politischen Kulturarbeit
Workshop 3: Tomash Schoiswohl: SAUBERKEITS≠ORDNUNG - MONSTER WORKSHOP!

12:00-13:00 Pause
13:00-15:15 Fortsetzung Workshops
15:15-16:00 Präsentationen

 

Workshoptag 2: Kunst, Kultur und Medien: Geschlechtervorstellungen aufbrechen und neu entwerfen

25.4. 9.00-16.00 Uhr


09:00-09:15 Felix Kramer und Elke Zobl: Begrüßung und Einführung
09:15-10:15 Sigrid Schade: „Zeigen, was Repräsentation uns antut". Künstlerische Interventionen in Geschlechterkonstruktionen
10:15-10:45 Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf, Christina Laabs und Ulrike Hatzer: Vorstellung der Workshop-Leiter*innen und ihrer Arbeiten
10:45-11:00 Pause
11:00-12:00 Workshops:
Workshop 1: Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf: Fotografische Inszenierung als Intervention im Salzburger Stadtraum
Workshop 2: Christina Laabs: GESCHLECHTER STIMMEN! Über die stimmliche Konstruktion von Weiblichkeits- und Männlichkeitsbildern im zeitgenössischen Theater
Workshop 3: Ulrike Hatzer: Perspektiven - Performance - Passagen

12:00-13:00 Pause
13:00-15:15 Fortsetzung der Workshops
15:15-16:00 Präsentationen

 

Im Vorraum: Making Art, Making Media, Making Change! Zine Archiv und Toolbox

 

Um Anmeldung wird gebeten (roswitha.gabriel@sbg.ac.at).

 

Programmdetails

Workshoptag 1: Intervenieren in gesellschaftliche Verhältnisse


21.3. 9.00-16.00 Uhr


Elke Zobl und Elke Smodics: In sichtbare und unsichtbare Ordnungen eingreifen. Strategien des künstlerischen, kulturellen und medialen Intervenierens

Eine Einführung zum Begriff der Intervention und Beispiele zu künstlerischen, kulturellen und medialen Strategien.

 

Workshop 1: Sonja Prlić: Füttere den Troll und lass ihn platzen! Wie Medienkunst auf Hate-Speech reagieren kann - witzig, feministisch, subversiv

Die Salzburger Künstler*innengruppe gold extra arbeitet an Computerspielen, Theater- und Medienkunstprojekten, die sich mit politischen und sozialen Fragen beschäftigen. Die Auseinandersetzung, kritische Reflexion und künstlerische Erweiterung der digitalen Medien, in denen sie arbeiten, ist dabei ein wichtiger künstlerischer Forschungsansatz ihrer Arbeiten. Auf diese Weise sind unter anderem Multiplayer-Computerspiele entstanden, die das Thema Flucht in Online-Gaming-Forum gebracht haben oder Einarmige Banditen, mit denen man Krisengeschichten aus ganz Europa erspielen konnte. In ihrem aktuellen Projekt „Tools of Subversion" arbeitet Sonja Prlić mit einem Netzwerk von Künstlerinnen unterschiedlicher Sparten an einer Computerspiel-Intervention, die sich Hate-Speech und neuen Ansätzen für feministische Projekte im Feld der Computerspiele widmet. In ihrem Workshop gibt sie einen Einblick in den aktuellen Diskurs um Hass im Netz, Computerspiele und Medienkunst, zeigt Zugänge von digitalen Kunstwerken, auf diesen Hass zu reagieren und arbeitet mit den Workshopteilnehmer*innen an Ideen zu digitalen Interventionen im Netz.

 

Die Teilnehmer*innen werden gebeten, einen eigenen Laptop mitzubringen.

 

Biographie:

Sonja Prlić ist Medienkünstlerin, Regisseurin und Dramaturgin. Ihre Studien führten sie über Literatur und Dramaturgie zu künstlerischen Computerspielen. 1998 mitbegründete sie die KünstlerInnengruppe gold extra und arbeitet seither an Projekten zwischen Theater, Neuen Medien und Computerspielen. Ihr Interesse gilt u.a. der Entwicklung neuer künstlerischer Formen für dokumentarische Computerspiele und den Potenzialen von künstlerischen Computerspielen für den gesellschaftlichen und politischen Dialog. Ihre künstlerisch forschende Dissertation auf diesem Gebiet wurde mit dem Award of Excellence ausgezeichnet.
Derzeit arbeitet sie mit einem Netzwerk von Frauen aus unterschiedlichen Kunstsparten an dem feministischen Medienkunstprojekt „Tools of Subversion", das sich mit dem Thema Hass im Netz beschäftigt.
Für ihre künstlerischen Arbeiten erhielt sie Auszeichnungen wie das Dramatikerstipendium der Republik Österreich, den Autoren- und Produzentenpreis des Jungen Theater Bremen, den österreichischen Outstanding Artist Award und den Salzburger Medienkunstpreis.


www.goldextra.com

 

 

Workshop 2: Petja Dimitrova: Praktische Interventionen aus der politischen Kulturarbeit

Die aktuelle österreichische Politik beunruhigt mit Debatten und Handlungen, die lang erkämpfe Rechte im Arbeits-, Bildungs-, Aufenthalts-, Familienfeld u.a. angreift. Mit der Diskussion "Flüchtlingsmigration" nehmen Ressentiments und Restriktionen gegenüber Migrant*innen, Flüchtlingen, Arbeitslosen, Armen, Frauen und Menschen mit Behinderungen zu. Die Sorgen um die Zukunft Österreichs der "Besorgten Bürger*innen" konzentrieren sich ausschließlich auf Migrationsfragen. Ja, die Besorgnis ist wirklich groß, wenn WIR zusehen, dass Asyl- und Menschenrechte systematisch ausgehöhlt werden, dass Rassismus, Antisemitismus und Sexismus zunimmt, dass Arbeitsrechte an Geflüchtete verweigert werden, dass Not und Betteln auf der Straße verboten wird, dass Frauen- und Migrantinnenkrisenzentren geschlossen werden, dass Menschen mit Behinderung wieder an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, dass Menschen täglich an den Grenzen Europas sterben und Hilfestellung unterlassen oder kriminalisiert wird. Diese Zustände akzeptieren viele nicht und arbeiten dem u.a. künstlerisch, bildungspolitisch und aktivistisch entgegen und erreichen durch eigene Ästhetik, Formate und Aktionen die Öffentlichkeiten.
Im Workshop werden künstlerische und aktivistische Projekte vorgestellt, die einerseits diskriminierende Verhältnisse und gesellschaftliche Missstände aufzeigen, anderseits praktische Auswege und neue Handlungsoptionen vorschlagen. Ausgehend von den Themen und Ereignissen, die die Workshopteilnehmer*innen beschäftigen, werden Interventionen entwickelt und künstlerisch bearbeitet. Die Workshopergebnisse sollen einen Bezug auf Salzburgs zivilgesellschaftlichem Engagement aufrufen.

 

Biographie:
Bildende Künstlerin und Aktivistin, lebt seit 1994 in Wien. Praxis an der Schnittstelle von bildenden Kunst, Kuratieren, Bildungsarbeit und Aktivismus. Lehrt an der Akademie der bildenden Künste Wien. Von 2011 bis 2014 war sie künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin des Festivals WIENWOCHE (zusammen mit Can Gülcü und Radostina Patulova). 2005 bis 2014 Vorstandsmitglied und Vorsitzende der IG Bildende Kunst. Mitglied der Netzwerk Kritische Migrationsforschung und Grenzregime. Mitherausgeberin der Bücher: Migrationsskizzen, Postkoloniale Verstrickungen, antirassistische Baustellen (2010) sowie Regime. Wie Dominanz organisiert und Ausdruck formalisiert wird (2012). Mitinitiatorin der Initiative 1.März - Transnationaler Migrant_innenstreik. Zahlreiche Ausstellungen, Publikationen, Podiumsdiskussionen u.a.

 

www.petjadimitrova.net

Auf dem Bild ist Thomas Schoiswohl zu sehen.

Workshop 3: Tomash Schoiswohl: SAUBERKEITS≠ORDNUNG - MONSTER WORKSHOP!

Am 17. Februar 1678 publiziert der Erzbischof von Salzburg einen Special Befehl zur Herstellung von Ordnung und Sauberkeit und zur Beseitigung von Unrath, Hauffen, Confusion, böser Kinder, armseliger Leuth und anderer Inconvenienzen aus dem Straßenbild. Die Sauberkeits-Ordnung geht in Druck, sie wird angeschlagen, an der Uni verbreitet und soll halbjährlich öffentlich vorgelesen werden. Ob Bürger, Dienstbott, Inwohner oder Frembder, die reine - an Stelle der offenen - Straße bringe allen Stadtbewohner*innen großen Nutzen und fördere das Vermögen. Alle müssen ihr Scherflein beitragen. Nur so kann die Policey sprießen und gedeihen. Und die Sauber- und Nettigkeit der Residenzstadt gewährleistet werden.
Ein Zeitsprung: 340 Jahre später ist "Sauberkeit" im (neo)liberalen Kontext immer noch ein hervorragendes Instrument zur Realisierung von Ordnung. "Sauberkeit" funktioniert als gewaltiger Code und organisiert gesellschaftliche Einschlüsse wie Ausschlüsse, Ordnungsvorstellungen, Sprache, Raum- und im weitesten Sinne Körperpolitik.
Im Workshop gehen wir der Frage nach, welche (historischen) Interessen mit der Propagierung von Sauberkeit und Ordnung verfolgt werden, wer davon profitiert und welche Interessen, Leidenschaften, Begehren und sozialen Formationen durch die Herstellung einer spezifischen Öffentlichkeit auf der Strecke bleiben bzw. beseitigt werden.
Wir diskutieren die Möglichkeiten konfrontativer Geschichtsarbeit im öffentlichen Raum und setzen uns mit der Frage auseinander, wie dabei ein Anknüpfen an Methoden und Praxen der Geschichtswerkstättenbewegung ("Grabe wo du stehst!") der 1970er und 1980er Jahre sinnvoll sein kann. Ich bringe das künstlerische Modell von der Geschichtsbaustelle ("Baue wo du stehst!") ins Spiel; gemeinsam konzipieren/bauen wir Pappendeckel-Monster, mit denen wir uns auf die Straße begeben und in den Verkehr stürzen. Die Intervention versteht sich auch als kritischer Verweis auf Spiele, Schauproduktionen, Aufführungen, Schattenspiele, Marionettentheater, etc. welche im Namen der neuzeitlichen "guten Policey" aus dem Straßenbild verdrängt wurden. Nicht weniger als Sauberkeit und Ordnung stehen zur Disposition!

 

Biographie:

Tomash Schoiswohl, 1979*, Künstler und Lektor in Wien und Linz. Studium der Geschichte und der Kunst (1999-2014) in Wien und Glasgow. Tomash Schoiswohl arbeitet als Künstler und Lektor in Wien und Linz; in seinen künstlerisch-politischen Arbeiten beschäftigt er sich mit Aspekten von Stadtgeschichte, Kunst im öffentlichen Raum sowie Geschichtstheorie. Ein Schwerpunkt liegt auf der Erforschung des Wiener Matzleinsdorferplatzes - als einen Aufhänger für politische Kritik und einen Ort für utopisches Denken.

 

Workshoptag 2: Kunst, Kultur und Medien: Geschlechtervorstellungen aufbrechen und neu entwerfen

25.4. 9.00-16.00 Uhr

 

Sigrid Schade: „Zeigen, was Repräsentation uns antut". Künstlerische Interventionen in Geschlechterkonstruktionen

Der Begriff der „Repräsentation" - oder im Englischen „representation" - wird seit den 1980er Jahren verwendet, um „Mitteilungsarchitekturen" zu bezeichnen, aus denen unsere Kommunikation besteht. Sie erzeugen unaufhörlich Differenzen mit: soziale, kulturelle und sexuelle, die unsere gesellschaftlichen Wirklichkeiten prägen.
Seit den 1980er Jahren haben Künstler_innen auf der Grundlage dieses Verständnisses unserer Zeichenwelten in Bild- und Text-Konstruktionen interveniert, um die scheinbare Selbstverständlichkeit ihrer Bedeutungen aufzuzeigen, mit der sie Subjekten Orte, Rollen und Identifikationsangebote in einer Gesellschaft zuweisen. Die Sichtbarmachung in künstlerischen Arbeiten der Effekte von Repräsentation hat dazu beigetragen, ein Bewusstsein von der kulturellen Konstruktion von Geschlechterbildern und anderen Differenz-Konzepten zu entwickeln, um diese durchbrechen zu können. Der Vortrag thematisiert Beispiele von Barbara Kruger, VALIE EXPORT, Birgit Jürgenssen, Vera Frenkel, Carrie Mae Weems, Mitra Tabrizian u. a.

 

Biographie:
Sigrid Schade leitet das Institute for Cultural Studies in the Arts an der Zürcher Hochschule der Künste. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen Wechselwirkungen zwischen alten und neuen Medien in der Kunst und der Massenkultur, Medien-, Wahrnehmungs- und Gedächtnistheorien, Konzepte und Theoriebildungen der Visual Culture und Cultural Analysis, Kulturtransfer und Kulturaustausch, sowie Geschichte und Diskursanalyse der Kunst-Institutionen und des Kunstbetriebs, wie auch zeitgenössische Künstlerinnen. Veröffentlichungen u. a.: Constructions of Cultural Identities in Newsreel Cinema and Television after 1945 (herausgegeben mit Kornelia Imesch und Samuel Sieber, 2016), Studien zur visuellen Kultur. Einführung in ein transdisziplinäres Forschungsfeld (hg. mit Silke Wenk, 2011) und Grenzgänge zwischen den Künsten, Interventionen in Gattungshierarchien und Geschlechterkonstruktionen (hg. Mit Jennifer John, 2008).

 

http://blog.zhdk.ch/sigridschade/

 

Romana Hagyo/Silke Maier-Gamauf: Test.Test.Liegen, 2017, Ausstellungsansicht Sehsaal, Wien.
Bild von Romana Hagyo/Silke Maier-Gamauf: Test.Test.Liegen, 2017, Ausstellungsansicht Sehsaal, Wien.
Romana Hagyo (re.) und Silke Maier-Gamauf (li.)
Auf dem Bild sind Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf zu sehen.

Workshop 1: Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf: Fotografische Inszenierung als Intervention im Salzburger Stadtraum

In unserer künstlerischen Arbeit gehen wir davon aus, dass Stadtraum als sozialer Raum nicht nur durch architektonische Setzungen, sondern auch im Handeln und in seiner Wahrnehmung und Darstellung hergestellt wird. Auf diese Weise sind Darstellungskonventionen (die Art und Weise, wie Menschen und Räume üblicherweise dargestellt werden, was gezeigt wird) daran beteiligt, die Handlungsmöglichkeiten von Personen (-gruppen) im Stadtraum festzulegen. Dies betrifft im Speziellen Frauen.
Im Workshop werden wir (als Gruppenarbeit) eine kurze fotografische Inszenierung machen. Wir werden einen historischen Ort in Salzburg auswählen und dort den Stadtraum auf eine Weise nutzen, die nicht vorgesehen ist. Beispielsweise könnten wir unsere Körper auf unterschiedliche Weise zu den räumlichen Gegebenheiten in Beziehung setzen und dies fotografieren. So wollen wir erproben, geschlechterspezifische Darstellungskonventionen in Frage zu stellen oder umzuschreiben.

 

Biographie:

Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf arbeiten gemeinsam an künstlerischen Projekten, die das Verhältnis zwischen Raum und Geschlecht* fokussieren, beispielsweise „Test.Test.Liegen" und „Anpassen und Tarnen" (fotografische Inszenierungen). Romana Hagyo ist in den Bereichen Bildende Kunst und Kunstwissenschaften tätig. Aktuell ist sie als Dissertantin Mitarbeiterin am Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst (Universität Salzburg und Mozarteum Salzburg). Silke Maier-Gamauf arbeitet als Künstlerin medienübergreifend mit Fotografie, Video- und Audiomaterial und ist kuratorisch tätig. Sie studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und am Central St. Martins College in London.

(Un-)Doing Gender im Zeitgenössischen Theater. © Iko Freese DRAMA

Workshop 2: Christina Laabs: GESCHLECHTER STIMMEN! Über die stimmliche Konstruktion von Weiblichkeits- und Männlichkeitsbildern im zeitgenössischen Theater

Anhand ausgewählter zeitgenössischer Inszenierungen werden die stimmlichen Merkmale, die zur Konstruktion von weiblichen und männlichen Geschlechterbildern eingesetzt werden untersucht. Die Teilnehmer*innen des Workshops üben sich im Hören, Beschreiben und Analysieren dieser stimmlichen Merkmale, und sie lernen die Wirkung dieser angewandten Stimmeigenschaften auf den Zuschauer zu verstehen. Die Teilnehmer*innen erfahren in diesem Workshop, wie deutlich allein durch die Stimme Geschlechterbilder auf der Bühne konstruiert oder auch dekonstruiert werden können.

 

Biographie:

Studium der Philologie an der Freien Universität Berlin, Abschluss M.A., und Examen als staatlich geprüfte Atem-, Sprech-, Stimmlehrerin. Tätig als Stimmtherapeutin (Schauspielern und Sänger) in der Phoniatrie der Charité Berlin bei Prof. Dr. W. Seidner. Seit 2000 künstlerische Sprecherziehung an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch" Berlin, an der „School Of Visual Theatre" in Jerusalem und an der Universität der Künste Berlin. 2009 Gastdozentur an der UdK Berlin, 2010 Professur an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch". 2015 Berufung als Professorin für Sprecherziehung am „Thomas Bernhard Institut" der Universität Mozarteum.

 

Ulrike Hatzer
Bild: Ulrike Hatzer

Workshop 3: Ulrike Hatzer: Perspektiven - Performance - Passagen

Intervention braucht Diagnose, braucht Haltung, braucht einen Eindringling, jemanden, „der sich zu Affen macht", „zum Horst", zum „Stein des Anstoßes", zur Störung in der Ordnung. Wir fangen also bei uns selber an: Welche Ordnungen umgeben mich, auf welchen beruht mein Selbstbild, welche unterstütze ich willentlich oder unwillentlich durch mein Auftreten, mein Verhalten, mein Aussehen? Im ersten Teil des Workshops brechen wir die große Frage der öffentlichen Intervention zunächst herunter auf die kleineren, aber wesentlichen Fragen der Systemimmanenz unserer Selbst und dem unerhörten Spaß an der Veränderung. Aus diesen Keimzellen heraus lassen wir performative Situationen entstehen, die wir groß ziehen, öffentlichkeitstauglich machen und zugänglich für Andere, für Passanten.
Im Ritual gilt die Passage als wichtigster Bestandteil in der Veränderung von Gesellschaft und ihren Praktiken, der Perspektivwechsel als wesentliches Instrument der Selbstvergewisserung einer Gesellschaft, die Störung als Teil einer rituellen Ordnung. Im zweiten Teil des Workshops nehmen wir diese Praxis auf, und verwandeln mit unseren Performance gewordenen Fragen eine Brücke, eine Straße, einen Durch-, Kreuz-, Gedanken-Gang zu einer Passage, in der die Intervention in das eigenen Gedankenkostüm möglich wird, indem wir uns selbst und den vertrauten öffentlichen Raum befragen, verändern, verrücken.

 

Biographie:

Ulrike Hatzer ist Professorin für Theaterpädagogik am Thomas Bernhard Institut, Department für Schauspiel und Regie, Universität Mozarteum Salzburg sowie Theaterregisseurin, Konzeptentwicklerin und Dozentin. Ihre Ausbildung absolvierte sie an der LMU München (Philosophie, Theaterwissenschaft, Theaterpädagogik) und am Trinity College Dublin (Theaterregie), sowie als Regieassistentin.
 Ihre ersten Engagements führten sie einerseits in die freie Szene - Micor Oper München, Kampnagel Hamburg u.a., als auch an die Bühnen des Theaters Altenburg-Gera, wo sie die noch heute existierende TheaterFABRIK Gera aufbaute. Als Regisseurin inszeniert sie an verschiedenen
deutschsprachigen Bühnen, u.a. in München, Gera, Potsdam, Bonn, Duisburg, Braunschweig und im Bereich des professionellen Kinder- und Jugendtheaters. Als Konzeptentwicklerin erfindet sie seit Jahren partizipative Formate mit und für Städte/ Regionen und deren Bevölkerung, u.a. „Hotel Sorge. Zu Besuch in der eigenen Stadt.", 2005 in Gera, „Von Schlössern und Schlaatzen", 2009 in Potsdam, und seit 2010 das „Stadt-Theater" am Staatstheater Braunschweig in dem Bewohner ihre Stadt bespielen, befragen und weiterentwickeln. Seit 2014 ist sie Mitglied bei "Stadt als Campus e.V.", einer Initiative, die interdisziplinär Stadtentwicklung und Stadtaktivierung im Auftrag, z.B. des Bundesbauministeriums, des deutschen Städtebunds und regionalen Verantwortungsträgern konzeptioniert und umsetzt.


https://www.moz.ac.at/people.php?p=56506