Arts Entrepreneurship?!
Der Kunst- und Kultursektor befindet sich im Wandel: Immer mehr Kulturakteure und Kunstschaffende entwickeln in selbständigen Arbeitsformen ihre eigenen Projekte, suchen neue Räume und konzeptionelle Formate zu etablieren und begreifen gesellschaftspolitische Verantwortung als Teil ihres Tätigkeitsspektrums. Fragen nach Rentabilität und Autonomie, der richtigen Ausbildung sowie der eigenen ethischen Verpflichtung stellen sich - aber auch aktuelle Entwicklungen in der kulturpolitischen Förderlandschaft und ihre entsprechenden Zielsetzungen gilt es zu berücksichtigen.
ARTS ENTREPRENEURSHIP?! am 8. Jänner 2015 von 16.00 bis 21.00 Uhr
Atelier im KunstQuartier, Bergstraße 12, 1. Stock
In dem Symposium sollen diese zumeist kontrovers diskutierten Themen multiperspektivisch erörtert und debattiert werden: Johann Kolsteeg (Universität Utrecht) fasst die Identität von Arts Entrepreneurs in einer Balance von künstlerischer und soziokultureller Visionsarbeit; Michael Sowa (Salzburger Kulturvereinigung) hinterfragt die Notwendigkeit des unternehmerischen Denkens im klassischen Musikbusiness; Anita Moser (TKI Tirol) geht der künstlerischen Identität zwischen gesellschaftspolitischen Zielen und einem Leben am Rande des Prekariats nach; Karin Wolf (Institut für Kulturkonzepte) und Günther Marchner (ConSalis) eröffnen wiederum Perspektiven für neue, durchaus auch profitbringende Wege der Kulturarbeit abseits konventioneller Blickwinkel.
Programm
16.00 - 16.15 Willkommen (Gerbert Schwaighofer, Leiter von W&K)
16.15 - 16.30 Einführung (Siglinde Lang, Programmbereich `Zeitgenössische Kunst und Kulturproduktion´)
16.30 - 17.00 Johan Kolsteeg (University of Utrecht): Arts & Cultural Entrepreneurship: Balancing artistic identity, socio-political goals and organisational sustainability
17.00 - 17.15 Rückfragen, Diskussion
17.15 - 17.45 Michael Sowa (Salzburger Kulturvereinigung/Dozent) 'Musical Entrepreneurship' und 'Kunstmusik' im marktgetriebenen Zeitalter des Kapitalismus - Notwendigkeit, sinnvolle Ergänzung oder gar Widerspruch?
17.45 - 18.00 Rückfragen, Diskussion
18.00 - 18.30 Pause: Umtrunk, Snacks
18.30 - 19.00 Anita Moser (TKI Tirol): Freie Kunst- und Kulturproduktion zwischen Selbstbestimmtheit, Prekariat und und Innovation
19.00 - 19.15 Rückfragen, Diskussion
19.15 - 19.45 Karin Wolf (Institut für Kulturkonzepte): stART up - (Erfolgreich) Wirtschaften in Kunst und Kultur
19.45 - 20.00 Rückfragen, Diskussion
20.00 - 20.30 Günther Marchner (ConSalis): Neue Anwendungspotenziale künstlerischer Ausbildungen: Ein Plädoyer für einen Erkundungsprozess
20.30 - 21.00 Abschlussgespräch und finale Statements
danach Wein und Sekt
Johan Kolsteeg
Arts & Cultural Entrepreneurship: Balancing artistic identity, socio-political goals and organisational sustainability
Abstract:
In this contribution, I investigate the relationship between entrepreneurship by cultural institutions and local political context. I look at cultural entrepreneurship as a discourse and discuss one Dutch casus in particular, which is influenced by discourse on diminishing government's responsability for financially supporting the arts. Entrepreneurial values like curiosity, experimentation and risk taking hardly appear in the discourse. Still, these values are dominant values in the routine relationship between cultural organizations and the subsidizing local administrative level. I suggest a framework that allows us to understand the relationship between cultural entrepreneurship and political context along one axis moving between risk acceptance and aversion, and one between the private and public perspective.
Kurzbiographie:
Johan Kolsteeg studied musiciology and was programmer and producer of concerts in the field of contemporary and classical music. He worked as editor in chief classical music for NCRV radio and television, and was involved in the development of several multimedia concepts. Het is co-founder of Monteverdi.tv and co-author of a book on project management in the creative context. Johan is a teacher and researcher at HKU University for the Arts and did PhD research on strategy formation in cultural and creative organisations.
Michael Sowa
'Musical Entrepreneurship' und 'Kunstmusik' im marktgetriebenen Zeitalter des Kapitalismus - Notwendigkeit, sinnvolle Ergänzung oder gar Widerspruch?
Abstract:
Kurzbiographie:
Michael Sowa ist Marketingleiter und künstlerischer Berater der Salzburger Kulturvereiniung, dem führend Konzertveranstalter in Salzburg. Von 2010 bis 2011 war er regelmäßig Gastvortragender zum Thema ‚Self-Management and Marketing for Musicians' an der Musikuniversität von Laibach und seit 2014 unterrichtet er als externer Lehrbeauftragter 'Arts Management & Marketing' an der Universität Salzburg. Sowa studierte ‚Arts Policy and Management' an der University of London sowie 'MultiMediaTechnologies' und 'Musikwissenschaft' an der Universität Salzburg. Seine wissenschaftlichen Arbeiten befassen sich mit dem rückgängigen Interesse Jugendlicher an klassischer Musik sowie mit der Umwegsrentabilität der TV-Übertragung des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker. 2011 untersuchte er im Rahmen eines ‘Leadership'-Projekts an der Harvard University die Gemeinsamkeiten der Arbeit von Managern und Dirigenten.
Anita Moser
Freie Kunst- und Kulturproduktion zwischen Selbstbestimmtheit, Prekariat und Innovation
Abstract:
Autonome Kunst- und Kulturarbeit ist ein nicht mehr wegzudenkendes, kontinuierlich wachsendes Segment in Österreichs Kulturlandschaft. Sie setzt innovative Trends und sichert kulturelle Vielfalt. Im ländlichen Raum übernimmt sie darüber hinaus die künstlerisch-kulturelle Nahversorgung. Die AkteurInnen sind gut ausgebildet und arbeiten - auch aus unternehmerischer Perspektive betrachtet - hoch professionell. Dennoch ist die Beschäftigungs- und Einkommenssituation weitgehend prekär. Ein Paradoxon? Ein Übergangsstadium? Die Folge kulturpolitischer Traditionen? Dieses Spannungsfeld soll vor dem Hintergrund der Praxis freier Kunst- und KulturproduzentInnen diskutiert werden.
Kurzbiographie:
Anita Moser, Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft und Spanischen Philologie in Innsbruck und Bilbao, Kulturmanagementausbildung und langjährige Tätigkeit in Kulturmanagement, Kultur-PR und Kulturvermittlung (u.a. beim Festival Neuer Musik „Klangspuren Schwaz"), Lehrbeauftragte in der Erwachsenenbildung und an der Universität Innsbruck, Geschäftsführerin des Dachverbands freier Kulturinitiativen TKI (Tiroler Kulturinitiativen/IG Kultur Tirol).
Publikationen (Auswahl): Verunordnungen. Zur Ästhetik künstlerischer Interventionen im öffentlichen Raum (2013), Migration: Was Mainstream-Medien (nicht) thematisieren und wie sich Kunst dazu verhält (2012), Die Kunst der Grenzüberschreitung. Postkoloniale Kritik im Spannungsfeld von Ästhetik und Politik (2011), Mitherausgabe: Narben. Kunstprojekt zu sexueller Gewalt / Scars. An art project on sexual abuse (2011).
Karin Wolf
stART up -(Erfolgreich) Wirtschaften in Kunst und Kultur
Abstract:
Erfolgreich Wirtschaften in Kunst in Kultur
Künstlerisches Schaffen und unternehmerisches Handeln sind gegenwärtig kein Widerspruch mehr. Wirtschaftliche Strategien kommen in unterschiedlichen Ausprägungen auf allen Ebenen des Kulturbetriebs zum Einsatz. Arts Entrepreneurship ist ein Modell der Selbstständigkeit und Existenzsicherung, das produzierenden KünstlerInnen neuen Handlungsspielraum eröffnen kann. Welche strukturellen Rahmenbedingungen sind notwendig, um als Arts Entrepreneur erfolgreich zu sein, und welche individuellen Strategien können die einzelnen ProtagonistInnen in diesem Zusammenhang anwenden.
Kurzbiographie:
Karin Wolf ist die Gründerin und Direktorin des Instituts für Kulturkonzepte und mit Leib und Seele Kulturmanagerin. Bereits während des Studiums der Theater-, Film- und Medienwissenschaften und der Kunstgeschichte in Wien, Amsterdam und Berlin lebte sie ihre Leidenschaft für Kunst und Kultur als Mitarbeiterin in verschiedenen Institutionen und Projekten der freien Szene aus. 1994 gründete sie gemeinsam mit zwei KollegInnen das Institut für Kulturkonzepte. In Weiterbildungen, wie dem ›European Diploma in Cultural Project Management‹ und einem Lehrgang für Unternehmensberater ergänzte sie ihre praktische Erfahrung mit fundiertem theoretischem Know-how. So ist es ihr gelungen, das Institut für Kulturkonzepte vom kleinen Kulturverein zum größten österreichischen Ausbildungsinstitut im Kulturmanagement-Bereich zu machen.
Günther Marchner
Neue Anwendungspotenziale künstlerischer Ausbildungen: Ein Plädoyer für einen Erkundungsprozess
Abstract:
In einer Stadt wie Salzburg gibt es eine Vielfalt an Kunst- und Kultureinrichtungen, Bildungsstätten und eine Reihe von künstlerisch (aus)gebildeten Menschen. In der Realität ist aber nur ein Bruchteil davon ausschließlich im rein künstlierschen Bereich tätig. Viele arbeiten quasi "hybrid", in einem Mix aus künstlerischen Projekten einerseits und Dienstleistungen (auf Basis ihrer Kompetenzen) andererseits.
Gibt es Anwendungsbereiche außerhalb künstlerischer, pädagogischer oder wissenschaftlicher Tätigkeit? Wie können künstlerische Ausbildungen für neue Anwendungsmöglichkeiten kreativ genutzt werden?
Gibt es dafür - jenseits der Gefahren von Ökonomisierung, der Idealisierung von Kreativwirtschaft etc. - Potenziale, die es wert sind, erkundet zu werden? Gibt es positive Beispiele dafür?
Ein Plädoyer für einen Erkundungsprozess.
Kurzbiographie:
Günther Marchner - Studium der Geschichte und Politikwissenschaften an der Universität Salzburg - ist als Organisationsentwickler, Moderator, in der angewandten sozialwissenschaftlichen Forschung und als Projektentwickler tätig sowie Lehrbeauftragter an den Universitäten Salzburg und Klagenfurt. Er ist Mitbegründer des Büro für angewandte Sozialforschung & Entwicklung, der conSalis Enwicklungsberatung e.Gen. sowie Mitiniator und Partner des Projekts „City Labor Salzburg"