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Kunstpolemik - Polemikkunst. Zu künstlerischen Formen der Provokation und des Widerstreits

Banksy graffiti © pierre33

Öffentliche Ringvorlesung veranstaltet vom Programmbereich Kunstpolemik-Polemikkunst, W&K

Beginn: 09. März 2016, Unipark Nonntal

 

Die Ringvorlesung thematisiert das Interferenzverhältnis zwischen Kunst und ihrer öffentlichen Wirkung unter dem Aspekt des Wider-Streits und stellt damit seinen konfliktträchtigen Charakter ins Zentrum: Ästhetische Konzeption und künstlerische Produktion, ihre medialen Formen und Übertragungen sowie ihre öffentliche Resonanz sind gerade da, wo ‚etwas auf dem Spiel steht', von Provokation, Empörung und Skandalisierung, Agonalität, Aggression und Destruktion gekennzeichnet. Der polemische Wider-Streit von und in Kunst und Gesellschaft kann dabei zu paradoxalen Konstellationen führen: So tritt die Repräsentativität einer gesellschaftlich geförderten Kunst häufig in ein Spannungsverhältnis zu der von ihr spätestens seit der Etablierung einer modernen Ästhetik erwarteten konzeptionellen Innovativität, die ihrerseits wiederum verschiedene künstlerische

 

Programm

Plakat

 

Konzeption: Manfred Kern, Norbert Christian Wolf (Fachbereich Germanistik)

 

Ort/Zeit: MI 9.3.-29.6.2016; 18.00-19.30h, Unipark, Erzabt-Klotz-Str. 1, E.001 (Thomas Bernhard)

 

Studierende können in PlusOnline bzw. MozOnline die Ringvorlesung unter der LV.Nr. PLUS 901.313 / MOZ 90.1313 belegen.

09.03. Einführung, Manfred Kern und Norbert Christian Wolf (Salzburg, FB Germanistik))

Manfred Kern
Norbert Chr. Wolf

Mittwoch, 09. März, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (E.001, Thomas Bernhard Saal)

 

Der Einführungsvortrag thematisiert das Interferenzverhältnis zwischen Kunst und ihrer öffentlichen Wirkung unter dem Aspekt des Wider-Streits: Ästhetische Konzeption und künstlerische Produktion, ihre medialen Formen und Übertragungen sowie ihre öffentliche Resonanz sind gerade da, wo ‚etwas auf dem Spiel steht', von Provokation, Empörung und Skandalisierung, Agonalität, Aggression und Destruktion gekennzeichnet.

 

Der polemische Wider-Streit von und in Kunst und Gesellschaft kann dabei zu paradoxalen Konstellationen führen: So tritt die Repräsentativität einer gesellschaftlich geförderten Kunst häufig in ein Spannungsverhältnis zu der von ihr spätestens seit der Etablierung einer modernen Ästhetik erwarteten konzeptionellen Innovativität, die ihrerseits wiederum verschiedene künstlerische Verfahrensweisen und performative Gesten der Provokation befördert.

 

 

 

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06.04.: Konstellationen und Verfahren der Polemikkunst. Deutschprachige Literatur im Prozess der Modernisierung, Daniel Ehrmann / Harald Gschwandtner / Norbert Chr. Wolf (Salzburg, FB Germanistik)

Daniel Ehrmann
H. Gschwandtner
Norbert Chr. Wolf

Mittwoch, 06. April, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (E.001, Thomas Bernhard Saal)

 

Nachdem zu Beginn der Vorlesungsreihe die kritisch-polemische Auseinandersetzungen mit den Künsten als „Polemik gegen/um Kunst" im thematischen Fokus stand, sollen in dieser Einheit aktive wie reaktive Verfahren des Polemischen selbst in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken - „Polemik in/als Kunst": Es geht um sprachliche Verfahrensweisen, die in der Literatur zur Abwehr von Kritik bzw. zur Abgrenzung von als gegnerisch oder überholt wahrgenommenen Positionen und Traditionen eingesetzt werden und die sich z.T. elaborierter rhetorischer Mittel bedienen, wodurch sie selber ästhetisch fruchtbar werden. Zum einen dienen sie innerkünstlerisch der Distinktion im Sinne produktiver ästhetischer Konkurrenz, zum anderen befördern sie auf konfrontative Weise die Entwicklung der modernen Kunstvorstellung sui generis („Kunstautonomie"). Dies soll an zwei in dieser Hinsicht besonders einschlägigen historischen Abschnitten der deutschsprachigen Literaturgeschichte veranschaulicht werden.

 

Einem genauen Blick auf die notorische ‚Sattelzeit' um 1800 kann nicht entgehen, dass viele der ästhetischen Auseinandersetzungen eng mit bestimmten sozialen und medialen Rahmenbedingungen korrespondieren, die zugleich als Nährboden für Kunstpolemik fungieren. So ist das Verhältnis zwischen Klassizismus und Antiklassizismus nicht nur aus dem internen Gesichtspunkt divergierender ästhetischer Programmatiken zu verstehen, sondern muss stets auch extern in eine Beziehung zu zeitgenössischen sozialen Konstellationen, kulturellen Diskursen und Medienentwicklungen gesetzt werden. Zuletzt soll an einem Beispiel aus der österreichischen Literatur gezeigt werden, wie eng Strategien und Verfahren polemischen Agierens mit Aspekten künstlerischer Konkurrenz in Verbindung stehen: Thomas Bernhard (1931-1989) und Peter Handke (*1942) werden dabei als Autoren vorgestellt, die ihre Entwicklung und Propagierung neuer literarischer Verfahren auf je spezifische Weise durch die ostentative Distinktion von konkurrierenden Schreibverfahren und Akteuren flankierten.

 

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13.04.: Bilderflut und Bildverbot. Zur Polemik um die künstlerische Repräsentation von Lagererfahrung und Shoah, Peter Kuon (Salzburg, FB Romanistik)

Peter Kuon

Mittwoch, 13. April, 18.00-19.30h, Unipark, Erzabt-Klotz-Str. 1, E.001 (Thomas Bernhard)

 

In der Diskussion um die Möglichkeiten und Grenzen der Repräsentation von Lagererfahrung und Shoah vermischen sich genuin künstlerische Argumentationen (Wahl der Kunstmittel, Mimesis vs. Abstraktion, Fiktion vs. Dokumentation, Vermittlung vs. Verfremdung usw.) mit historischen Einwänden (Verfälschung faktischer Wahrheit), moralischen Aspekten (Unangemessenheit) und politischen Fragen (Opportunität). Die nach dem Zweiten Weltkrieg mit erstaunlicher Regelmäßigkeit wiederkehrenden polemischen Debatten um einzelne Werke öffnen die Kunstpolemik im engeren Sinn auf einen diskursiven Raum, in dem die westlichen Gesellschaften immer aufs Neue den aktuellen Stand der Bewältigung oder Nichtbewältigung der jüngeren Vergangenheit ausverhandeln.

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27.04.: Jenseits der Nachahmungsparadigmen: Polemik und Etablierung in der mittelhochdeutschen Lyrik, Anna Kathrin Bleuler (Salzburg, FB Germanistik)

Anna Kathrin Bleuler

Mittwoch, 27. April, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (E.001, Thomas Bernhard Saal)

 

Die mittelhochdeutsche Lyrik zeichnet sich durch ihre Stabilität, ihre Muster-, Schema- und Traditionsbezogenheit aus, die ihr die Bezeichnung der „poésie formelle" eingebracht hat. Große ‚Neuerungen' wie die Kanzonenform oder das ‚hohe' Minneverhältnis sind der Lyrik der Romania entlehnt. Zugleich wäre es falsch zu behaupten, die mittelhochdeutsche Lyrik hätte sich in getreuer Nachahmung französischer Vorbilder ausgebildet. Überblickt man die umfangreiche Überlieferung von den Anfängen bis zu ihrem Ausklang (Mitte 12. bis Anfang 14. Jh.) ist man mit einer kaum überschaubaren Gemengenlage an poetischen Interaktionen konfrontiert, die ihren Impetus bei Weitem nicht nur aus dem Geist der Nachahmung bezieht, sondern ebenso aus Konkurrenz- und Konfliktkonstellationen, seien diese außertextuell (agonale Relationen zwischen Künstlern) oder textintern (agonale Relationen zwischen Formen und Inhalten) begründet.

 

Im Vortrag soll gezeigt werden, dass sich solche Konkurrenz- und Konfliktsituationen zu ‚Sprengsätzen' entwickeln können, die polemische (Anschluss-)Kommunikation provozieren, was letztlich zum Bruch mit bestehenden Traditionen führt und Neues hervorbringt. Der Gegenstand, anhand dessen eine solche Entwicklung aufgezeigt wird, sind Lieder, in denen der weltliche Frauendienst und der religiöser Gottesdienst miteinander konfrontiert werden. Das ist per se eine konfliktträchtige Konstellation, denn die beiden Handlungsformen sind aufgrund ihres totalitären Dienstanspruchs unvereinbar. Die These ist, dass diese Auseinandersetzung eine neue Textreihe hervorbringt, die in dieser spezifischen Ausprägung nicht auf Vorbilder aus der Romania zurückgeht. Es ist eine Textreihe, die in der Forschung als solche bislang nicht beschrieben wurde.

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04.05: Performance „WUNDE“ PUNKTE von Lisa D.

Mittwoch, 04. Mai, 18.00-19.30h, Galerie 5020, Residenzplatz 10

 

Die Performance von Lisa D. eröffnet die Ausstellung „displaying fashion, displaying art. [Agonale] Begegnungen von Kunst und Mode" und findet im Rahmen der öffentlichen Ringvorlesung „Kunstpolemik - Polemikkunst. Zu künstlerischen Formen der Provokation und des Widerstreits" statt. Sie inszeniert eine Auseinandersetzung von Wunschbildern von Frauen und Mode im Spannungsfeld von bürgerlichen Traditionen und zeitgenössischem Selbstbewusstsein.

 

Mit Christian Sattlecker und Rebecca Seidel

Eine Veranstaltung von Wissenschaft und Kunst in Kooperation mit dem Frauenbüro der Stadt Salzburg

 

AUSSTELLUNG Galerie5020

displaying fashion, displaying art. [Agonale] Begegnungen von Kunst und Mode

06.05. - 25.06.2016

 

Wie die Kunst eine unendliche Inspirationsquelle und vielfach anregende Praxis für die Mode zu sein scheint, ist dies ebenso die Mode für die Kunst. Trotz ihrer vielen Gemeinsamkeiten, ihrer gegenseitigen Beeinflussungen, trotz wagemutiger Vermischungen arbeiten und wirken sie in differenten Feldern.

Das Ausstellungsprojekt versucht Praktiken aus beiden Feldern aufzugreifen und u.a. der Frage nachzugehen, ob den Arbeiten die Adressierung an ein entweder an Kunst oder an Mode interessiertes Publikum bereits eingeschrieben ist oder ob sich diese nicht vielmehr erst durch den jeweiligen Kontext der Präsentation, der institutionalisierten Vermittlung, herstellt?

 

Beteiligte Künstler_innen/Designer_innen: Anna-Sophie Berger, Edwina Hörl, Lena Kvadrat/art point, Flora Miranda, Johannes Schweiger und Hanna Weichselbaumer

 

Konzeption: Hildegard Fraueneder (Uni Mozarteum), Christa Gürtler (FB Germantistik), Eva Hausbacher (FB Slawistik)

 

Bildquelle: Anna-Sophie Berger, She vanished 1, 2015, Seide, Faden, Wasser, Courtesy the Artist and JTT Gallery New York

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11.05.: Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Über Musik, Humor, Polemik und Blasphemie, Wolfgang Gratzer (Universität Mozarteum)

Mittwoch, 11. Mai, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (E.001, Thomas Bernhard Saal)

 

Die Geschichte von Kontroversen über Musik reicht bis in die Antike zurück. Im Falle sogenannter zeitgenössischer Musik zeigen sich indes neue Formen feindseliger Zuspitzung. Diese Diskurs-Dynamik wurde bis jetzt erst in Ansätzen thematisiert.

 

Ausgehend vom einem Vorschlag zum Begriffsverständnis, wonach Polemik als Modus provokanter Behauptungsrhetorik fernab von Differenzierung und Argumentation definiert wird, werden umstrittene Beispiele (u.a. Otto M. Zykan, Wiener Gruppe) des musikalischen Umgangs mit österreichischen Klischees und Nationalsymbolen (wie der Bundeshymne) diskutiert.

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18.05. Fälschung und Plagiat als Verfahren der Kunstpolemik, Kathrin Ackermann (Salzburg, FB Romanistik)

Kathrin Ackermann

Mittwoch, 18. Mai, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (E.001, Thomas Bernhard Saal)

 

Fälschungen haben ein polemisches Potential, insofern sie die Institution der Kunst und des Kunstmarkts in Frage stellen: Wenn weder das Publikum noch die angesehensten Experten in der Lage sind, ein gefälschtes Kunstwerk zu erkennen und wenn von diesen dieselben emotionalen und ästhetischen Wirkungen ausgelöst werden wie von authentischen Werken, dann scheint die Dichotomie von Original und Fälschung, von echt und unecht ad absurdum geführt zu werden.

 

Der Vortrag beschäftigt sich am Beispiel von Romanen von William Gaddis, Sergio Kokis und Georges Perec mit literarischen Werken, in denen Geschichten von Kunstfälschungen erzählt werden. Er zeigt auf der Grundlage einer narratologischen Analyse, welche diskursiven Eigenschaften von Fälschergeschichten darin thematisiert und problematisiert werden und welche Akzentuierungen die polemische Grundierung der Fälscherthematik durch die Vermittlung im Medium der Literatur erfährt.

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25.05. The Polemical Counter/Publics of Early American Theatre, Leol Lippert, Ralph Poole (FB Anglistik, Salzburg)

Leo Lippert
Ralph Poole

Mittwoch, 25. Mai, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (E.001, Thomas Bernhard Saal)

 

Diese Vorlesung untersucht die Funktion des Polemischen als Modus der öffentlichen Auseinandersetzung zur Zeit der amerikanischen Revolution bzw. im Kontext der Nationsbildungsprozesse der frühen USA. Dabei soll insbesondere die Rolle dramatischer Texte beleuchtet werden, die als „Propagandastücke" zwar in den seltensten Fällen aufgeführt wurden, durch ihre Veröffentlichung als Pamphlete oder in Wochenzeitungen wie dem Massachusetts Spy oder der Boston Gazette aber trotzdem integraler Teil der politischen Debatte waren. Diese Dramen beziehen auf explizite und oft didaktische Weise Position im Streit für bzw. gegen die Unabhängigkeit der nordamerikanischen Kolonien, indem sie aktuelle Ereignisse dramatisch zuspitzen und gegen real existierende politische Persönlichkeiten polemisieren.

 

Mit Augenmerk auf die Polemiken ausgewählter Stücke hebt die Vorlesung einerseits die affektiven Dimensionen öffentlicher Auseinandersetzung deutlicher hervor, und nimmt andererseits eine kritische Evaluierung der dominanten Positionen frühamerikanistischer Literaturgeschichtsschreibung vor.

 

 

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01.06.: Die Polemik zwischen „Produktionskunst“ und traditionellen Kunstformen aus systemtheoretischer Sicht, Peter Deutschmann (Salzburg, FB Slawistik)

Peter Deutschmann

Mittwoch, 01. Juni, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (E.001, Thomas Bernhard Saal)

 

Im  nachrevolutionären Russland der 1920er Jahre gab es intensive Debatten um Kunst und Literatur, wobei traditionellere Auffassungen auf Positionen trafen, die auf die Aufhebung der Differenz von Kunst und Leben abzielten. Die Sowjetavantgarde wandte sich polemisch gegen die Auffassung, dass in der neuen Gesellschaft Kunstformen (z.B. literarische Fiktionen) weiterhin Geltung haben sollten, die mit der „alten" Gesellschaftsordnung konnotiert waren und nicht unmittelbar in das soziale Leben eingriffen.

 

Diese sehr polemisch geführte Auseinandersetzung, die auch große Bedeutung für die sowjetische Kulturpolitik hatte, wird im Vortrag mit grundsätzlichen Fragen nach dem Verhältnis von Kunst/Literatur und Gesellschaft verbunden werden. Foto: Kolarik

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08.06. Ob-scena und Mechanicae. Zur Abstraktion als polemisches Prinzip in Karlheinz Stockhausens Kompositionen Harlekin (1975) und Der kleine Harlekin (1975), Nicole Haitzinger / Franziska Kollinger (FB Kunst-, Musik- und Tanzwissenschaft, Salzburg)

Nicole Haitzinger
Franzsika Kollinger

Mittwoch, 08. Juni, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (E.001, Thomas Bernhard Saal)

 

Das Polemische als Instrument, durch das gültige Normen und Werte neu verhandelt werden, äußert sich insbesondere auch im Aspekt des Performativen: Der Topos des Zeigens/Verweisens, der die Figur des Harlekins auszeichnet, wird in der Aufführungssituation produktiv: Harlekin führt über das Durchspielen der Charaktere auf der Bühne verschiedene Möglichkeiten vor, in denen die Figur gelesen werden kann. Dadurch bieten sich dem Zuschauer unterschiedliche Identifikationsmöglichkeiten, die wiederum die eigene ästhetische Erfahrung beeinträchtigen, je nachdem, wie hoch der Grad der Identifikation vom Zuschauer mit dem Bühnengeschehen ist. Harlekin führt vor, stellt aus und vermischt damit die Grenzen.

 

Das Potential der Figur als vermittelnde Instanz eine Brücke zu schlagen zwischen Realität und ästhetischer Erfahrung, führt letztlich zur Überblendung des Miterlebens durch ein ästhetisiertes Kunsterleben, das die Realität in der Schweinwelt (mit-)transportiert. Es artikuliert sich in der zunehmenden Abstrahierung und De-Kontextualisierung der Figur auf der Bühne - sowohl in der musikalischen als auch in der theatralen Übersetzung. Die Aufladung musikalischer Inhalte mit performativen Attributen und die daraus resultierende Übersteigerung spezifisch mechanischer Figurationen führt zu einer Entkoppelung von Dargestelltem und Darstellenden, die sowohl ästhetische Transformationsprozesse dechiffriert als auch eine Genese des Polemischen in der Figur und ihrer Wirkungsweise nachzuzeichnen vermag.

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15.06.: Polemik und Vermittlung. Literarische Figurationen um 1700, Clemens Peck / Werner Michler (Salzburg, FB Germanistik)

Werner Michler
Clemens Peck

Mittwoch, 15. Juni, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (E.001, Thomas Bernhard Saal)

 

Um 1700 finden sich in der deutschsprachigen Literatur zahlreiche polemische Konstellationen und Figuren, die umso deutlicher die fragilen Kommunikationszusammenhänge markieren, in die gelehrte Dichter im Kontext der neuen höfischen Zeremonial- und Verwaltungskultur verstrickt sind. Damit sind erstens jene komischen Figuren gemeint, die wie der Pedant, der Maulheld etc. auf anachronistische bzw. gegenüber der modernen Hofkultur nicht adäquate Praktiken verweisen, die in der satirischen Epik und der Komödie ausgestellt werden. Als insbesondere in ihrem körperlichen Auftritt polemische Figuren können zweitens sämtliche Pickelhering-Varianten verstanden werden.

 

Während die erste und zweite Figurengruppe ihr polemisches Potential mit ihrem Auftritt in fragilen Vermittlungs- und Begründungszusammenhängen bzw. Interdependenzgeflechten ausschöpfen, rücken drittens in der Literatur vermehrt Diplomaten, Boten, Kuppler und Übersetzer in den Mittelpunkt, die diese Vermittlungen und Übertragungsszenarien stiften. Allerdings handelt es sich auch bei diesen Figuren der Vermittlung um potentiell polemische, da die Trägerfiguren selbst beständig zum Problem der Übertragung werden und ihre eigene Trägheit entwickeln. Die Frage der Polemik wird so nicht nur über Repräsentationen von Agonalität und kriegerische Konstellationen („Polemos") fassbar, sondern auch über Figurationen der Vermittlung und Übertragung.

 

Der Vortrag versucht, dieses Nebeneinander von Polemik und Vermittlung um 1700 relational sichtbar und damit auf einen toten Winkel der Literaturgeschichte aufmerksam zu machen.

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22.06.: Entgegnen, Aneignen, Wenden – Polemische Einsätze der Gegenwartskunst, Hildegard Fraueneder (Universität Mozarteum)

Hildegard Fraueneder

Mittwoch, 22. Juni, 18.00-19.30h, Unipark Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1 (E.001, Thomas Bernhard Saal)

 

Über zeitgenössische Kunst lässt sich trefflich polemisieren, kaum erforscht sind dagegen polemische Einsätze der Kunst. Im Vortrag werden exemplarisch künstlerische Arbeiten der Gegenwartskunst analysiert, die einerseits auf kunsthistorische/kunsttheoretische Abhandlungen reagieren, diese kommentieren und polemisch-angriffig kritisieren, um sie als mangelhaft und für zeitgenössische Kunst als ungeeignet bloßzustellen. Auf einer weiteren Ebene gilt es die Bezugnahme künstlerischer Arbeiten auf gegebene Kunstwerke, auf Arbeiten von Kolleg*innen sowohl im Modus der Aneignung und/oder polemischen Einschreibung als auch in Konstellationen des künstlerischen Wettstreits zu untersuchen.

 

Im zweiten Teil des Vortrags wird der Positionsstreit zwischen den Kunstproduzierenden unter dem Aspekt des geschlechtlich semantisierten Kreativitätskonzepts behandelt und Bildkonzepte im Kontext von Veröffentlichungspraktiken vorgestellt, die auf der einen Seite einer breiten Anerkennung zuarbeiten konnten und auf der anderen Seite heftige Konflikte, Austritte und Zensuren provozierten.

 

Abschließend wird zu zeigen sein, dass aktuell polemische Bildkonzepte, die mit Entgegnen, Aneignen und Wenden verfahren, tendenziell auch einem ästhetischen Vergnügen zuarbeiten und in der Rezeption ein hohes Ansehen genießen, da - ein geteiltes Wissen vorausgesetzt - den künstlerischen Bezugnahmen zumeist eine intellektuelle Brillanz der Zitation attestiert werden kann. Aufgezeigt werden an diesen Konstellationen sowohl Möglichkeiten als auch Grenzen der Interpretation und Theoretisierung der Gegenwartskunst in einer polemischen Perspektive.

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Impressionen aus der Ringvorlesung

Norbert Wolf, Manfred Kern,, 06.04.16
Bildmaterial, 16.03.16
Norbert Wolf, Manfred Kern, 09.03.16
Harald Gschwandtner, 06.04.16
Bildmaterial, 06.04.16
Daniel Ehrmann, 06.04.16
Manfred Kern, Anna Kathrin Bleuler, 27.04.16
Wolfgang Gratzer, 11.05.16
Peter Kuon, 13.04.16
Ralph Poole, 25.05.16
Kathrin Ackermann, N. Wolf, 18.05.16
R. Poole, L. Lippert, 25.05.16
N. Wolf, R. Poole, L. Lippert, 25.05.16
Bildmaterial, 01.06.16
Peter Deutschmann, 01.06.16
Bildmaterial, 08.06.16
Nicole Haitzinger, Franzsika Kollinger, 08.06.16
Franziska Kollinger, 08.06.16
Peter Deutschmann, Norbert Wolf, 01.06.16
 
 

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